Sind Sie ein Genußarbeiter?

Kürzlich habe ich das Buch von Svenja Flaßpöhler gelesen

"Wir Genussarbeiter", in dem sie sehr treffend über Freiheit und Zwang  in der Leistungsgesellschaft philosophiert. Darin schreibt sie, dass alles, was wir tun, auf andere bezogen ist...

  ... und wir deshalb in unserer Arbeit um Anerkennung buhlen und manchmal so übertrieben uns für andere verausgaben, dass ein Burn-Out die logische Folge sein muss.

Arbeit als Sucht bzw. Suche nach Anerkennung.

Da Arbeit heute für viele meist wenig mit Genuss, sondern mehr mit Trieb zu tun hat, und es in der Leistungsgesellschaft um (abstrakten) Erfolg geht, ist die Arbeit nur Mittel zum Zweck, oft sinnentleert und kann  kein echtes Selbstwertgefühl vermitteln.

 

Und der kollektive Leistungsimperativ lässt uns uns schuldig fühlen, wenn wir nicht an der allgemeinen Hetze teilnehmen, es langsam angehen lassen, in Muße "zum Brunnen gehen" wie der kleine Prinz, um zu trinken, oder einfach mal am Sonntag sorglos mit den Kindern spielen, anstatt Emails zu beantworten.

 

Allein der Gedanke an Müßiggang weckt bei manchen die Angst, dann nicht mehr zu genügen, nicht anerkannt zu werden, nicht als erfolgreich und tüchtig zu gelten!

 

Der Kampf um Anerkennung, Bestätigung und Dienstbeflissenheit sind es, die den Workaholic antreiben und natürlich die Angst vor der inneren Leere und Sinnlosigkeit. Je mehr man sich opfert, desto mehr muss man doch geliebt werden, oder?

 

"Nicht Muße sondern nur Handeln..." kann das wirklich unser Ernst sein?

 

 Wer kennt sie noch diese Langeweile, die in einem die Sehnsucht nach Kreativität und Produktivität aufkeimen lässt?

 

"Eine  Verwirklichung durch Arbeit aber braucht Muße. Um sich zu entfalten, muss der Mensch im Spiel versinken dürfen, zweckfrei und ohne Angst" resümiert Frau Flaßpöhler an einer Stelle.

 

Und ich finde, da hat sie recht, denn so kann man dann wieder Arbeit und Spiel, Arbeit und Genuss, zusammenfließen lassen, gemäß dem "Flow", den Mihaly Csikszentmihalyi  beschrieben hat.

Der Zustand, der beim Flow erreicht wird, entspricht der kardialen Kohärenz, einer optimalen Synchronisation von Herzschlag, Atmung und Blutdruck, wie man auf der Wikipedia Seite dazu lesen kann. So bekommt unser Handeln einen Rhythmus, der ihm oft fehlt...!

 

In der Phase des Flows entsteht eine Selbst- und Zeitvergessenheit, da die Aufgabe ganze Aufmerksamkeit erfordert. Körper und Geist befinden sich in harmonischer Einheit.

Csikszentmihalyi betont, wie wichtig es ist, dass die Tätigkeit spielerisch ist – nicht etwa im Sinne von „trivial oder nicht ernst zu nehmen“, sondern in dem Sinne, dass „der Mensch, der sie vollzieht, kreativ und gestalterisch wirkt, darin aufgeht und darin seinen freien Ausdruck findet“.

Gleichzeitig sei es nötig, die Erwartung eines Erfolgs der Handlung loszulassen und frei zu sein von Sorge und Angst - um sich selbst bzw. das eigene Ansehen.

Wenn wir diese Freiheit von uns selbst erleben und das permanente Bedürfnis nach Kontrolle loslassen können, dann erleben wir wirklich Genuss, Wohlgefühl und sind in einem glücklicher Zustand.

 

Dann sind wir meiner  Ansicht nach „on African Time“, wie ich es erlebt habe. Aber dazu mehr im nächsten Blog!