Vom Reden zum Handeln

"Erfolg hat drei Buchstaben: TUN! "
(Goethe)

 

„Morgen, morgen, nur nicht heute….“

Das könnte der typische Spruch eines Prokrastinisten sein.

 Mit Faulheit hat das Ganze aber nichts zu tun.

Der notorische Aufschieber ist eigentlich ein ganz fleißiger Mensch.

 Selbst ungeliebte Tätigkeiten erledigt er, wenn er dadurch nur jenen Themen aus dem Weg gehen kann, die wirklich wichtig sind.

 

Warum schieben wir Dinge auf?
Evolutionspsychologen erklären, dass der Mensch entwicklungsgeschichtlich nicht darauf vorbereitet ist, vorsorgend und arbeitsteilig zu handeln. Die Aufgaben der Jäger und Sammler waren lebensnotwendig und unaufschiebbar. Das wirke bis heute nach, wenn wir Dinge tun sollen, die wir auch morgen tun könnten. Oder übermorgen...

 

Wir tun die Dinge nur dann ohne Mühe, wenn sie überwiegend mit guten Gefühlen verbunden werden. Ansonsten neigen wir dazu, die Dinge zu vermeiden – ob das Vokabellernen, die Steuererklärung oder der überfällige Jobwechsel ist.

 

Kein Wunder, dass die Prokrastination, auch Aufschieberitis genannt, dann besonders dort gedeiht, wo Arbeitszeit frei eingeteilt werden kann: Bei Studenten, Künstlern und Freiberuflern. Und bei manchen auch im Home-Office.

 

Denn Freiheit erfordert ein hohes Maß an Selbstverantwortung und Disziplin. Und Mut zu Versagen, denn Selbstverantwortung verbietet es, die Schuld auf andere zu schieben.

 

Wie in dem Fall der jungen Frau, die ihren Wunsch, als Web-Designerin Fuß zu fassen, immer wieder zurückstellt: Kinder, Haushalt, Ehemann. Man kommt ja zu nichts. Die Frau ist sehr beschäftigt, aber im Kern unzufrieden. Sie schämt sich, dass sie auf der Stelle tritt, fühlt sich in der Falle. Ihr ist zunächst nicht bewusst, dass die Scheu vor der Auseinandersetzung mit dem Mann und die massive Angst vor dem Scheitern, sie ausbremsen.

Sie wartet auf den „richtigen“ Moment, der im Zweifel nicht kommt und findet deshalb einfach „keine Zeit“ für die Realisierung ihres Traums.

 

Eine Aufgabe ab und an zu verschieben, kann auch seine Vorteile haben, denn manchmal erledigt sie sich von selbst. Zum Problem wird diese Einstellung allerdings, wenn sie chronisch wird.

 

Prokrastination ist anscheinend ein erlerntes Verhalten, das gerade durch die Vermeidung unangenehmer Tätigkeiten noch verstärkt und damit zur Gewohnheit wird. Wissenschaftler unterscheiden dabei:

 

1.      Den Vermeidungsaufschieber

Er leidet unter der Angst vor Kritik und davor, zu versagen. Deshalb meidet er den Leistungsdruck, den die Aufgabe erzeugt. Dafür ist er ein Meister der Ausreden.

 

2.      Den Erregungsaufschieber

Er reagiert erst auf den letzten Drücker und genießt den Kick, den der Hochdruck zum Schluss erzeugt. Meist behauptet er, erst dadurch kreativ zu werden. Gleichzeitig hat er eine gute Ausrede, wenn es doch nicht so gut klappt, denn er hatte ja nicht genug Zeit, sich vorzubereiten.

 

Ein guter erster Schritt wäre, sich einmal zu fragen, warum bestimmte Tätigkeiten bei Ihnen negative Gefühle hervorrufen? Wie ist dieses Gefühl der Überforderung zustande gekommen? Was hindert Sie daran, das zu tun, was Sie wollen?

Welche Überzeugungen haben sich dabei gebildet? „Ich kann das nicht? Ich darf keinen Fehler machen? Das bringt doch alles nichts…?

 

Wer sein Wissen nicht umsetzt und ins Handeln und Verändern kommt, wer Entscheidungen ständig aufschiebt, wird unzufrieden, weil er merkt, dass er auf der Stelle tritt. Weil er das Gefühl bekommt, etwas im Leben zu verpassen.

Weil er die Dinge immer viel zu spät anfängt und auf sein schlechtes Zeitmanagement schiebt. Und das führt irgendwann zu einem echten Leidensdruck.

 

Statt Sport zu machen, die Bewerbung zu schreiben, sich für eine Weiterbildung anzumelden, den Vertrag zu unterschreiben, kurz, statt zu handeln, um seine Ziele zu erreichen, bleiben wir wie gelähmt.

Übrigens auch immer wieder in Unternehmen zu beobachten, wo große Visionen und Ankündigungen ohne Wirkung bleiben. Stattdessen verzettelt man sich mit "dringendem" Kleinkram und enttäuscht Mitarbeiter und Aktionäre.


Ersatzhandlungen wie beispielsweise Essen, Medienkonsum, Shoppen, Aufräumen oder die Beschäftigung mit anderen Nebensächlichkeiten fühlen sich einfach besser an und gaukeln uns vor, dass wir ja aktiv sind und etwas tun... (Endlich ist die Wohnung mal aufgeräumt!). Nur dass es nicht zielführend ist.

 

Das eigentliche Problem dabei ist, dass wir oft nicht wissen, wo oder wie wir anfangen sollen. Also räumen wir einfach mal auf, um dem Bedürfnis nach Ordnung und Struktur nachzukommen. Und häufig funktioniert das auch – denn äußere Ordnung wirkt auch beruhigend und ordnend auf unseren Geist.

 

Irgendwo anfangen, egal wo, kann manchmal der richtige Trick sein.
Den ersten kleinen Schritt in die richtige Richtung machen. Das große Problem in handliche kleine Scheibchen schneiden anstatt alles auf einmal schaffen zu wollen… und dann merken Sie: Es geht ja doch!

 

Machen Sie das Wichtigste zuerst

Reagieren Sie nicht auf das Dringliche. "Dringlich" ist etwas, das laut in Ihrer Tür steht (meistens Mitarbeiter oder der Chef) und das sich "anfühlt, als dulde es keinen Aufschub" - unabhängig davon, ob es sich in Ergebnissen widerspiegelt.
Wichtig“ ist alles, was schwerwiegende Konsequenzen für die Ergebnisse hätte, wenn es nicht erledigt würde. Planen Sie daher die großen Steine. Sortieren Sie nicht die kleinen Steine neu...

 

Beginnen Sie mit dem Unangenehmsten

Und wenn Sie sich dabei ertappen, dass Sie immer nur den Kleinkram von Ihrer To-Do–Liste abhaken, dann drehen Sie den Spieß endlich um:

"Schlucken Sie die Kröte zuerst", wie die Amerikaner sagen und befreien Sie sich von dem inneren Druck.
Denn in der Regel ist es die unangenehmste Aufgabe, die viel Energie bindet weil Sie sie die ganze Zeit vor sich herschieben.
Warum nicht morgens als erstes hinter sich bringen, wenn Sie noch frisch sind? Der Rest des Tages wird Ihnen umso leichter von der Hand gehen.

 

Bleiben Sie dran

Stapeln sich lauter begonnene Aufgaben auf Ihrem Schreibtisch, doch keine davon wird so richtig beendet? Sind Sie ein Multitasker, der vieles gleichzeitig anfängt und gerne viele lose Enden und Bälle in der Luft hält?

 

Dann versuchen Sie sich ab morgen länger auf eine Sache zu konzentrieren als sonst. Multitasking macht nicht produktiver. Die besten Einfälle und Lösungen kommen manchmal erst, wenn man dranbleibt. Lassen Sie sich nicht so leicht ablenken und genießen Sie das Gefühl, eine Sache wirklich von vorne bis hinten durchgespielt und beendet zu haben. Der Überwindungslohn ist Glück und Zufriedenheit.

 

Hinterfragen Sie sich

Warum schieben Sie bestimmte Aufgaben auf? Prokrastination ist eine Gewohnheit, sie läuft automatisch ab. Machen Sie sich Ihr Verhalten bewusst. Dazu hilft es, seine Verhaltensweisen über einen Zeitraum schriftlich zu notieren:
Was machen Sie ungern? Warum? Was löst Stress aus? Was hätten Sie anders machen können? Wer könnte Ihnen bei der Erledigung der Aufgabe helfen? Mit welcher neuen Angewohnheit könnnten Sie Ihre Aufschieberitis austricksen?

Als Aufschieber sind Sie der Meister der Ausrede – für sich, andere und die Umstände. Belügen Sie sich nicht selbst! Jedes Mal, wenn Sie wieder einen Grund (er)finden, warum Sie etwas jetzt nicht erledigen können, fragen Sie sich: "Ist das wirklich wahr?"

 

Achten Sie auf Ihre Gedanken

Gedanken haben enorme Macht. Wir analysieren uns, kritisieren uns, loben uns, schmieden Pläne, blockieren uns. Dieser innere Dialog prägt unser Handeln und unsere Gefühle zu 95 %!
Mit unseren Gedanken machen wir uns entweder klein oder ermutigen uns. Wir ängstigen uns oder befähigen uns. Achten Sie also auf Ihre Gedanken! Sie haben die Wahl. Und denken Sie lieber positiv: Sie schaffen das nämlich!

 

Machen Sie sich weniger Druck

Kennen Sie diese Stimmen: "Du musst…, "Ich sollte…, "Eigentlich müßte ich… "Mach jetzt endlich, sonst..."?!
So wird das nichts. Aufschieber flüchten so erst recht. Ändern Sie stattdessen Ihren inneren Dialog und sagen Sie sich: „Ich will… ich kann… ich darf…!!“ Keine Entscheidung ist übrigens auch eine Entscheidung.

 

Verdeutlichen Sie sich die Konsequenzen

Das sorgt zwar zunächst für zusätzlichen Druck, kann aber heilsam sein. Machen Sie sich klar, welche Folgen es haben kann, wenn Sie Ihre Aufgaben immer nur mittelmäßig, zu spät oder gar nicht erledigen. Was wird Ihr Chef über Sie denken? Was die Kollegen? Wie werden Sie in fünf Jahren von sich denken, wenn Sie Ihren Lebenstraum immer noch nicht angegangen sind?

 

Bemühen Sie sich um einen Mentor

Ein Aufschieber braucht manchmal einen Antreiber. Der das Problem versteht und Methoden kennt, dieses zu beheben. Das könnte ein Psychologe oder Coach sein, der Sie ermuntert Ihre Ziele weiter zu verfolgen – zur Not auch mit einem „Tritt in den Hintern“.

 

Beginnen Sie sofort

Zum Beispiel jetzt! Die 72-Stunden-Regel besagt: Wer sich etwas vornimmt, muss innerhalb von 72 Stunden den ersten Schritt machen, sonst sinkt die Chance, dass er das Projekt jemals beginnt, auf ein Prozent.  

Packen Sie das Leben also bei den Hörnern!

 

Am Ende unseres Lebens bereuen wir nicht so sehr, was wir getan haben, sondern das, was wir nicht getan haben!

 

 

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