Das Virus als Game Changer?

"Manche Veränderungen scheinen

auf den ersten Blick negativ zu sein,

aber sie schaffen Platz für neue Dinge!"

Eckhardt Tolle

 

 

In diesem turbulenten Jahr 2020 wurde unser aller Leben erschüttert. Ich höre viele Menschen sagen: "Wann werden die Dinge wieder normal laufen? Ich will mein Leben zurück!“

 

Aber wollen wir das wirklich?

So eine Erschütterung hat ja auch etwas Gutes:

 

Unzählige Muster und Gewohnheiten wurden unterbrochen  - und dieser Moment bietet uns eine enorme Chance, neu über Gewohnheiten und Glaubenssätze nachzudenken: Um die Dinge einfacher, leichter und besser zu gestalten, als sie jemals waren – global, in unseren Gemeinschaften und in unserem eigenen Leben.

 

Ja, es gibt auch viele, die sich wieder nach mehr sozialen Kontakten sehnen und sich noch nie so sehr über den Kontakt mit anderen gefreut haben wie jetzt. Der Wert von manchen Dingen bzw. Menschen wird uns bewusster, wenn sie nicht mehr selbstverständlich sind.

 

Und trotzdem merke ich ganz tief in mir: Ich möchte auf gar keinen Fall, dass alles einfach wieder so wird, wie früher!

 

Es gibt durchaus einige Dinge, die ich auch nach der Krise gerne beibehalten würde: Mehr respektvoller Abstand in der Öffentlichkeit, nicht mehr so angerempelt werden von Vorbeihastenden, ein gelassenes Miteinander, weniger volle Läden und Straßen (ja, am liebsten auch keine Staus mehr!), mehr Ruhe (dieses Jahr habe ich den Gesang der Vögel besonders stark wahrgenommen) und die saubere Luft…

 

Ich empfinde es auch als bereichernd, dass viele Menschen nicht nur jammern, sondern auch feststellen, wie sie achtsamer und dankbarer geworden sind für das, was sie haben. Verzicht bekommt einen anderen Status - ungezügeltes Machen und Tun auch.

 

In der Krise bekommen die Dinge ein neues Gewicht. Unwichtiges wird von Wichtigem getrennt. Manche Gewohnheiten werden als unnützer Ballast erkannt, die man erst aufgeben "musste" und jetzt vielleicht gar nicht mehr vermisst.

 

Wie können wir diese Erkenntnisse bewahren?

 

Bevor wir also wieder zurück in unser „altes Leben“ gehen und die alten Gewohnheiten sich wieder einschleichen, sollten wir daher wie Aschenputtel im Märchen „die Guten ins Töpfchen und die Schlechten ins Kröpfchen“ tun.

Mit anderen Worten: Wie lässt sich das Gute festhalten?

  • Fragen Sie doch einmal Ihre Kollegen oder Mitarbeiter, was für sie wichtig war in dieser Zeit und welche Veränderungen sie gerne beibehalten oder sogar erst initiieren würden!
  • Was hat Sie überrascht – bei anderen und bei sich selbst?
  • Welchen alten Zopf könnten Sie jetzt abschneiden?
  • Wo könnten Sie die Effizienz steigern?
  • Welche Technologien besser nutzen?
  • Was ist in dieser turbulenten Zeit möglich geworden, was Sie vorher nicht als möglich empfunden haben?
  • Welche neuen Ideen oder wilden Träume sind an die Oberfläche gekommen?

Wenn alte Gewohnheiten zusammenbrechen, ist das der ideale Zeitpunkt für eine Veränderung. Ganz ohne teure Berater und aus sich selbst heraus -  zusammen mit Ihren Mitarbeitern.

Vielleicht werden Sie bemerken, dass plötzlich ein helles Gefühl der Entschlossenheit durch die Ritzen leuchtet. Vielleicht fühlen Sie sich mehr denn je dazu berufen, etwas Neues anzugehen - für sich selbst, für andere Menschen, vielleicht sogar für den ganzen Planeten.

 

Was halten Sie also von dieser einmaligen Gelegenheit?

 

Mein Tipp: Am besten schreiben Sie es gleich auf, sonst vergessen Sie es wieder…!

 

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Achim (Dienstag, 23 Juni 2020 14:54)

    Der Versuch, die Deutungshoheit dieser Krise zu gewinnen, ohne dafür ausreichendes Datenmaterial zur Verfügung zu haben, zeigt in meinen Augen ausreichend, daß sich bei den Entscheidern nichts verändert hat und verändern wird. Es gibt bis heute keine Strategie, nicht einmal eine Vorstellung davon, wie an verlässliche Daten gekommen werden kann. Allein die Frage, wie viele Menschen sich bereits, ohne es zu merken, mit Covid-19 angesteckt haben, ist ungeklärt.

    Die Zeit innezuhalten und mehr zu genießen war für mich persönlich schon vorher wichtig und ist es durch Corona noch mehr geworden. Mehr Achtsamkeit, vor allem den Älteren gegenüber, hat einen höheren Stellenwert bekommen. Mehr Nachdenken über die eigene, zerbrechliche Existenz und natürlich auch ein Auseinandersetzen mit der eigenen Vergänglichkeit.
    Im Freundeskreis wird das geteilt und die Möglichkeit, sich endlich wieder zu sehen und zu spüren, hat mir sehr deutlich gezeigt, wie wichtig soziale Kontakte sind, auch wenn sie nur alle paar Wochen erfolgen.
    Etwas mehr Entschleunigung würde der Welt gut tun, um die Möglichkeiten der auferlegten Beschränkungen zu etwas positivem zu nutzen

  • #2

    Anja (Dienstag, 23 Juni 2020)

    Hallo Achim,
    Danke! Ja, da hast Du Recht - Krisen entstehen ja immer dann, wenn wir nicht genau wissen, wie wir mit einer Situation umgehen sollen... Und ja, innezuhalten und mehr zu genießen ist ein wichtiger Akt, um das Leben zu leben! Carpe Diem! :-)

  • #3

    Harald (Sonntag, 28 Juni 2020 20:36)

    Hallo Anja,

    das sehe ich ähnlich: Der Virus führt uns in eine Krise. Jetzt kommt es darauf an, was wir daraus machen. Es ist schön zu lesen, dass wir vielleicht viel mehr Möglichkeiten haben zu reagieren, als wir im ersten Moment denken. Danke für deine Anregungen.

  • #4

    Anja (Montag, 29 Juni 2020 10:22)

    Ja, ich finde es interessant, den Blick vom Negativen auf das Postive zu wenden. Was ist "das Gute im Schlechten"? Nicht nur "weg-von" zu denken, sondern auch "wo-hin"? Dafür müssen wir uns meistens etwas mehr Zeit nehmen und nachdenken.... Und da tut uns Entschleunigung gut, wie Achim schon bemerkte! :-)