Entscheidungen treffen

“It is in your moments of decision
that your destiny is shaped.”

Tony Robbins

 

 

Was war eine der größten Entscheidungen in Ihrem Leben?

Und wie wäre Ihr Leben heute, wenn Sie diese Entscheidung damals so nicht getroffen hätten?

 

Es sind nicht die Umstände, die unser Schicksal formen, wohl aber die Entscheidungen, die wir treffen!


Denn jede Entscheidung führt uns in eine bestimmte Richtung in unserem Leben und markiert eine Weggabelung. Und dabei steht manchmal viel auf dem Spiel! Denn wir entscheiden uns für – und damit auch immer gegen etwas anderes.

 

Kein Wunder, dass wir dabei immer wieder ins Zögern und Zaudern geraten.

 

Denn Sie haben die Wahl: Sie können eine Entscheidungen treffen oder aber sich hinter Ausreden verstecken.

Wir hatten gerade mit der Coaching Session begonnen, als Sabine in Tränen ausbrach. „Ich bin einfach fix und fertig von all diesen Entscheidungen!“ jammerte sie.

 

Und Sabine hatte tatsächlich viel auf ihrer Liste: Ihr Freund wollte mit ihr zusammen ziehen und hatte auch schon von Heiraten gesprochen, aber sie wusste nicht, ob das eine gute Idee ist, da er immer so ungeduldig mit ihr war und ob er überhaupt der „Richtige“ war. Trotzdem hielt sie Ausschau nach einer neuen Wohnung, hatte aber noch nichts Geeignetes gefunden. Außerdem wollte sie eigentlich ihren Job kündigen, in dem sie sich langweilte, war aber immer noch in dem Prozess herauszufinden, was sie eigentlich stattdessen machen sollte.

 

Der ganz normale Wahnsinn also - bis wir über einen möglichen Zeitrahmen sprachen. Ihr „ungeduldiger“ Freund wartete schon seit drei Jahren auf eine Antwort in Punkto Zusammenziehen und Heiraten. Genauso lange suchte Sabine auch schon nach einer neuen Wohnung. Und was ihre Jobsuche anging: Da war sie eigentlich schon seit fast zehn Jahren dabei, etwas „Besseres“ zu finden…

 

Ihre Erschöpfung kam also nicht vom Entscheiden, sondern vom Nicht-Entscheiden. Vom Zögern, Zaudern, Grübeln, dem endlosem Rat suchen, nur um dann doch wieder umzuschwenken und nichts zu unternehmen….

Nun, wer kennt das nicht.

 

Aber unter uns: Das Leben ist zu kurz, um es mit Unentschlossenheit zu vergeuden! Verschieben Sie Ihr Leben doch nicht immer wieder und wieder auf später, in der Hoffnung, den „richtigen“ Moment für eine Entscheidung abpassen zu können.

 

Natürlich müssen manche Entscheidungen reifen und wir sollten ein gewisses Maß an Informationen gesammelt haben, um eine kluge Entscheidung treffen zu können. Sei es beim Kauf eines neuen Autos, bei der Wahl des nächsten Urlaubsziels, eines Jobangebots oder bevor Sie heiraten (…und auch bevor Sie sich wieder trennen).

 

Das Gute daran ist aber: Wir haben immer eine Wahl!

Das Leben stellt uns sogar meistens mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Das bedeutet Freiheit. Aber Freiheit bedeutet auch immer Verantwortung tragen und Risiken eingehen. Und das haben wir möglicherweise nie richtig gelernt.

 

Nicht nur, dass wir vor einem Überangebot an Auswahl kapitulieren, uns fehlt auch oft der Mut, für „unsichere Schritte“. Alles soll bitte schön sicher, berechenbar, schmerzfrei und „leicht“ sein. Wir pflegen ein hohes Leistungsideal, alles muss nicht nur fehlerfrei sein, sondern auch besser werden und deshalb möchten wir eine perfekte Lösung. Ohne dabei aber ein Risiko einzugehen. Daher haben wir die Tendenz, abzuwarten und lieber andere oder die „Umstände“ für uns entscheiden zu lassen.

 

Sabine dachte, ihr Problem wäre übertriebener Perfektionismus: Sie wollte das perfekte Haus, den perfekten Mann, den perfekten Job usw. Sie wartete darauf, dass das “Universum“ ihr das alles perfekt liefern würde. Denn sie wollte auf keinen Fall einen Fehler machen. Sie war geradezu besessen davon, keinen Fehler machen zu dürfen.

 

Man nennt das auch die Weigerung, die Opportunitätskosten (auch Reuekosten genannt) in Kauf zu nehmen.

Wann immer wir uns für eine Möglichkeit entscheiden, schließen wir eine andere aus. Diese anderen Möglichkeiten auszuschließen sind die „Kosten“ einer Entscheidung.

 

Sabine konnte den Gedanken nicht ertragen, auch nur eine dieser Möglichkeiten für sich auszuschließen. Was wäre wenn, war ihre Lieblingsfrage geworden. Sie war geizig in Bezug auf mögliche, verlorene Gelegenheiten!

 

Aber genauso wie Geizhälse ihren Reichtum horten und dann leben, als ob sie arm wären, obwohl sie sich einiges leisten könnten, so „horten“ Menschen wie Sabine ihre vermeintlichen Möglichkeiten und ihre Entscheidungsfreiheiten, nur um Gefangene ihrer eigenen Unentschlossenheit zu werden.

 

Unentschlossenheit. In dem Wort liegt schon ein bedeutendes Bild: etwas bleibt verschlossen – nämlich die Tür bzw. der Weg zur Lösung.

 

„Ich weiß ja, dass ich endlich eine rationale Entscheidung treffen muss“ sagte sie am Ende einer Coaching Sitzung. Aber das war genau das, was sie nicht tun musste. Denn bisher hatte ihr Verstand ja all die „rationalen“ Ausflüchte gefunden, warum sie sich noch nicht entscheiden sollte.

 

In meinem Vortrag „Safari oder Sofa – Die Kunst eine gute Entscheidung zu treffen“, beleuchte ich an dieser Stelle, inwiefern es uns überhaupt möglich ist, rationale Entscheidungen zu treffen. Heute weiß man: Ohne Bauchgefühl geht es gar nicht! Wir brauchen unsere Gefühle, um überhaupt entscheiden zu können!

 

Jeder Mensch möchte bei seinen Entscheidungen natürlich alle Unsicherheiten auf ein Minimum reduzieren. Aber dass wir jemals alles Wissen und alle Einflussfaktoren für eine bestimmte Entscheidungsfrage zusammentragen könnten, ist eine Illusion.

 

Zum einen bedeutet mehr Information nicht automatisch, dass die Entscheidung leichter wird. Im Gegenteil, oft treten dann noch mehr innere Stimmen auf, die mal für und mal gegen eine Entscheidung sind.

 

Und zum anderen, reagiert sowieso zuerst unser Körper auf jegliche anstehende Entscheidung – wir nennen das auch Bauchgefühl. Wobei Achtung: Manchmal verwechseln wir unser Bauchgefühl auch mit dem Gefühl der Angst. (Aber das wird Thema des nächsten Newsletters werden.)

 

Wenn wir bei einer Entscheidung zögern, dann versucht unser Verstand die Oberhand zu gewinnen: „Du solltest dir lieber sicher sein! Warte lieber ab! Was werden die anderen dazu wohl sagen? Hast du auch alle Konsequenzen geprüft? Kannst du das auch wirklich den Kindern gegenüber verantworten? Was ist wenn du keinen besseren Job findest?“

…und so weiter und so fort.

 

Zum Glück gibt uns unser Körper da zuverlässig Auskunft – egal was sich unser Hirn zusammenreimt.

 

Alles was wir tun müssten, wäre zu zuhören. Und das geht so:

 

1.     Denken Sie an eine Situation, in der Sie „Ja“ gesagt und später bereut haben. Fühlen Sie sich noch mal intensiv in diesen Moment der Entscheidung hinein. Was haben Sie gefühlt, bzw. fühlen Sie? Spüren Sie einen Druck in der Magengegend? Verkrampfen sich die Schultern oder der Nacken? Bekommen Sie kalte Hände (oder Füße)? Achten Sie auch auf kleine Anzeichen des Unwohlseins.

2.     Und jetzt erinnern Sie sich an eine Situation, in der Sie „Nein“ zu etwas gesagt und später bereut haben und sich gewünscht haben, Sie hätten „Ja“ gesagt. Was spüren Sie, wenn Sie an diesen Moment der Entscheidung denken?

Normalerweise fühlt sich eine unkluge Entscheidung körperlich immer irgendwie schlecht an – egal ob wir ja oder nein gesagt haben.

 

Umgekehrt gilt das gleiche:

Denken Sie an eine Situation, in der Sie die richtige Entscheidung getroffen haben. Wie haben Sie sich dabei gefühlt? Was haben Sie in Ihrem Körper gespürt?

 

Wenn wir eine gute Entscheidung getroffen haben, bleibt vielleicht noch eine Restunsicherheit, aber wir fühlen uns freudiger, erleichtert und die Energie kommt zurück.

 

Versuchen Sie es gleich einmal:

Egal ob Sie gerade überlegen, welches Kleid Sie kaufen, welches Reiseziel Sie buchen oder welches Jobangebot Sie annehmen sollten: Wie würde Ihr Körper entscheiden?

Denken Sie erst an die eine und dann an die andere Möglichkeit:

Bei welcher Option entspannen Ihre Schultern mehr? Atmen Sie leichter? Was zaubert Ihnen vielleicht ein Lächeln ins Gesicht?
Und bei welcher Wahl geht plötzlich alles zu wie bei einer Auster und fühlt sich nicht so gut an?

 

Trainieren Sie diese Beobachtung ruhig erst einmal mit einfacheren Entscheidungen. Wenn Sie diese körperlichen Empfindungen bei Ihren Entscheidungen bewusster wahrnehmen können, dann probieren Sie den zweiten Schritt, der Sie dann aus der Sackgasse führen wird:

 

Sabine spürte zwar, dass ihr Körper sich unangenehm anfühlte, wenn sie dabei war eine unkluge Wahl zu treffen.

Aber wenn sie versuchte, all ihre großen Fragestellungen zu entscheiden, dann wurde alles wieder unscharf und ihr Verstand empfahl ihr - wie immer - die Entscheidung zu vertagen, damit sie irgendwann zum „richtigen“ Zeitpunkt die richtige Entscheidung treffen könnte.

 

So blieb sie nicht nur emotional in einer Sackgasse.

 

Wenn es Ihnen so ähnlich geht und Sie hier etwas Klarheit für sich gewinnen wollen, dann machen Sie doch mal Folgendes:

 

Anstatt eine normale Pro und Contra Liste aufzustellen, schreiben Sie einmal für sich ehrlich auf, warum Sie etwas wollen und was Sie noch davon abhält.

 

Ein simples Beispiel wäre ein Autokauf:

 

Ich will ein neues Auto, weil:

  1. Meins schon so alt ist und immer reparaturbedürftiger wird,
  2. Ich mehr Sicherheit haben will
  3.  Ich auch ein schickes neues Auto wie meine Freundin fahren möchte
  4. Ich mich einfach gut fühlen würde, mir das leisten zu können,
  5.  etc.

          Ich habe mich noch nicht dafür entschieden, weil:

  1. Mein Auto fährt ja noch, also besteht keine Eile
  2.  Ich mich nicht aufraffen kann, Informationen zu sammeln und Probe zu fahren
  3.  Ich Angst habe, über den Tisch gezogen zu werden und gerne Unterstützung beim Kauf hätte
  4. Ich nicht weiß, was ich mit meinem alten Wagen machen soll
  5. Mir alles zu lästig ist und ich nicht weiß, wen ich um Hilfe bitten könnte,
  6.  etc.

Folge:

Also bleibe ich in der Unentschlossenen-Phase und kreise zwar ab und zu gedanklich um dieses Thema, unternehme aber (seit Jahren!) keine konkreten Schritte. Und das fühlt sich irgendwann einfach schwer an.

 

Keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung.

Und genau dieses Verharren in einer ungelösten Situation kann uns unendlich viel Energie kosten.


Einmal abgesehen davon, dass sich einige gute Optionen einfach verabschieden werden, wenn wir nicht zugreifen. Denn auch die richtige Entscheidung kann falsch sein, wenn sie zu spät erfolgt!

 

Und selbst wenn wir im Kopf schon eine Entscheidung gefällt haben – Bedeutung erlangt sie erst, wenn wir aktiv den ersten Schritt dafür getan haben und diese Entscheidung im außen sichtbar wird!

 

Im Augenblick der Entscheidung kann man

als Bestes die richtige,

als zweitbestes die falsche und

als schlechteste Lösung
gar keine Entscheidung fällen.

- Theodor Roosevelt –

 

 

Wenn Sie unzufrieden mit der Situation sind, hören Sie auf, Ihre Lebensenergie mit Zaudern und Abwarten zu vergeuden.

 

Treffen Sie eine Wahl. Wenn Sie dann immer noch unglücklich sind, können Sie wieder neu wählen (ja, diese Möglichkeit gibt es). Irgendwann werden Sie sehen, dass alles Elend Sie nur auffordert, Ihre aktuelle Vorgehens- oder vielmehr Unterlassungsweise, endlich gegen etwas Sinnvolles und Mutiges einzutauschen.

 

Was wäre also für Sie ein erster guter Schritt in die richtige Richtung?

Im Beispiel oben:

 

1.     Eine Freundin oder einen Freund zu fragen, ob er/sie Lust hat, mich in ein Autohaus zu begleiten

2.     Mir zwei oder drei verschiedene Automarken in der entsprechenden Preisklasse anzuschauen und einfach mal Probe zu fahren.

 

Wenn wir den ersten Schritt in Richtung unseres Zieles getan haben, fallen die nachfolgenden schon leichter.

 

Sie können sich auch zusätzlich diese Fragen stellen, um ein Gespür für Ihre richtige Entscheidung zu bekommen:

 

  1. Diese Entscheidungsmöglichkeit wird mich langfristig glücklicher und zufriedener machen?
  2. Durch diese Entscheidung bekomme ich mehr von dem, was mir wichtig ist?
  3. Dieser Schritt bringt mich meinem Ziel näher?
  4. Durch diese Entscheidung wird mein Gefühlsleben wieder ruhiger und ausgeglichener?
  5. Diese Entscheidung wird mein Leben reicher, besser, angenehmer und schöner machen?

 

Sabine hat letztendlich „Ja“ dazu gesagt, dass ihr Freund bei Ihr einzieht. Ihr Verstand hatte zwar hundert Fragezeichen und ein „Worst-Case“ Szenario nach dem anderen präsentiert, aber ihr Körper hat sich seltsamerweise entspannt.

Die Suche nach einer neuen Wohnung haben sie auf nächstes Jahr vertagt und werden diese dann gemeinsam suchen, sofern sich bis dahin nichts an ihrem Entschluss geändert hat.
Jetzt hat sie auch endlich den Kopf frei, wirklich nach einem neuen Job Ausschau zu halten und ihre Bewerbungsunterlagen auf Vordermann zu bringen. Und wer weiß, vielleicht wird der neue Job sie dann wieder ganz anders vor die Frage einer gemeinsamen Wohnung stellen

 

Was Sabine dabei entdeckt hat, als sie endlich aktiv wurde und eine Wahl getroffen hat, war, dass in der Kühnheit ihrer Entscheidung durchaus Genie, Magie und Macht liegen. Denn wer macht, der hat Macht!

 

Das werden Sie auch entdecken! Benutzen Sie Ihren Verstand, aber hören Sie auch auf Ihr Herz. Vertrauen Sie Ihrer inneren Wahrheit. Trauen Sie sich endlich, Ihr Leben in die Hand zu nehmen – ohne Angst vor „Fehlern“ und dauernder Rücksichtnahme auf andere.

 

„Was immer du tun kannst und wovon du träumst – fange es an!“

 (Goethe)

 

Ach, übrigens diesen Satz habe ich neulich irgendwo gelesen und er hat mir gut gefallen:

 

„Die größte Entscheidung Ihres Lebens hat nichts mit Ihrer Karriere, Ihrer Heirat oder Ihrem Haus zu tun. Ihre größte Entscheidung im Leben war es, jedes Mal zu lieben, auch dann, wenn es scheinbar vergeblich war, … denn zu lieben ist nie vergeblich.“