Umbrüche zwingen zur Besinnung

 

"Das halbe Leben ist Veränderung.

Und die andere Hälfte besteht darin, damit klar zu kommen."

Anja Gerber-Oehlmann

 

 



 

Dieses Jahr ist geprägt von vielen Veränderungen, nicht nur im beruflichen oder privaten Umfeld, sondern auch in unserem Land, in Europa und letztlich auf der ganzen Welt.

Obwohl Veränderungen in unserer Zeit alltäglicher zu sein scheinen als Beständigkeit, tun wir uns oft schwer damit. Vor allem dann, wenn diese Veränderungen nicht von uns initiiert und gewollt zu sein scheinen.

Wenn wir aber nicht ab und zu vom Leben herausgefordert werden, erschlafft unser Denken und unsere Flexibilität lässt nach: …Wir haben es uns doch gerade so nett in unserer Ecke eingerichtet. …Ja, natürlich könnte das eine oder andere besser laufen, der Job, die Beziehung, die Freundschaften, aber irgendwie haben wir doch eine ganz gute Lösung geschaffen, die bequem ist.… Kurzum: Wir scheuen die Veränderung meistens aus Trägheit und aus Angst.

 

Und dann tritt plötzlich eine Veränderung in unser Leben: Es gibt Ärger mit dem Chef, der Partner entscheidet sich für jemand anderes, die Kinder ziehen aus, die Freundschaften kühlen ab, wir werden ernsthaft krank, …um mal nur ein paar alltägliche Dinge zu nennen.

 

Uns fällt das Neue oft so schwer, weil wir uns als Opfer der Verhältnisse sehen – und das macht uns handlungsunfähig.

 

Wir sind bereits unbeweglich geworden. Im Denken und Handeln. Wir wollen den Status Quo. Der war doch ok. An den hatten wir uns gewöhnt. Wir wollen doch einfach nur halbwegs bequem über die Runden kommen. Ist das denn zu viel verlangt?! Das ganz große Glück erwarten wir doch sowieso nicht mehr. Und der materielle Wohlstand hat uns bisher weitgehend darüber hinweg getröstet, dass wir uns innerlich oft leer fühlten, dass wir einsam und enttäuscht sind.

 

Außerdem können wir uns gar nicht vorstellen, dass diese Veränderung, die uns Sorgen macht, in irgendeiner Weise auch Gutes bereit hält.
Und selbst wenn wir eigentlich wissen, dass eine Veränderung jetzt nottut - dass wir endlich diesen Job kündigen, diese Partnerschaft beenden, aus dieser Stadt weg ziehen sollten - tun wir es nicht.

 

Das Festhalten scheint eine Grundhaltung des Menschen zu sein. Und gleichzeitig versuchen alle Religionen, spirituellen Lehrer, Psychotherapeuten und Coaches uns zum Loslassen und Vertrauen ins Leben zu ermutigen.
Was im Übrigen eine gute Idee ist, denn nur durch Vertrauen schaffen wir es, mit Krisen umzugehen, Neues anzufangen und zu wachsen.

 

Aber wie besiege ich meine Angst vor dem Unbekannten? Vor dem, was auf mich zukommen wird?

Indem ich mein Denken ändere und meine Ängste genauer anschaue!

 

Als erstes muss ich begreifen: Diese Angst vor dem Neuen ist meine Angst, sie gehört zu mir, ich nehme sie an als Teil von mir. Denn was ich annehme, kann ich verändern bzw. ändert sich. Jede Ablehnung, jedes Nein bedeutet eine Blockade, die Energie kann nicht fließen. Ich bleibe in der Angst stecken. Einer der kraftvollsten Sätze die ich in einem Seminar von Robert Betz gelernt habe, ist der Satz: „Alles, was jetzt da ist – in mir oder außerhalb in meinem Leben – darf jetzt da sein, weil ich es selbst erlaube!“

 

Erstaunlich! Anstatt etwas wegmachen zu wollen, darf es da sein, obwohl es sich unangenehm anfühlt! Normalerweise wollen wir alles, was uns nicht gefällt, entfernt haben. Und das sind vor allem unsere „negativen“ Gefühle wie Angst, Trauer, Wut, Ohnmacht. Aber: Was wir ablehnen, das bleibt.

 

Erst wenn wir diese Gefühle wahrnehmen, sie erforschen und da sein lassen, verschwinden sie wieder.
Erst wenn wir das Un-angenehme annehmen, passiert das, was wir eigentlich wollen: Es verliert seinen Schrecken und geht wieder.

 

Unsere Unsicherheit zeigt uns, dass die Grenzen unserer persönlichen Wohlfühlzone erreicht sind. Wenn Sie also dabei Ängste verspüren oder sich verletzlich fühlen, dann sind Sie also gerade dabei, diese Grenze zurückzudrängen und neuen Raum in Ihrem Leben einzufordern.

 

Und dann passiert das kleine Wunder:
Wir gehen einen Schritt weiter als sonst, tun etwas, was wir uns vorher noch nicht getraut haben. Und die Angst lässt nach. Die Unsicherheit verschwindet. Diese Erfahrung macht uns stark, selbstbewusst und stolz. Yes, we can!

 

Ängste sind Wachstumsbeschleuniger, wenn wir sie zulassen und in ACTION transformieren.

Panta rhei - Alles fließt und nichts bleibt.

Heraklit

 

Veränderungen verlieren ihre Bedrohung, wenn wir unsere Einstellung dazu verändern. Wenn wir statt eines „NEINs“ wenigstens ein „Schaun‘ wir mal“ zustande bringen. Oder wenn wir darauf vertrauen, dass wir mit allem, was uns im Leben begegnen wird, umgehen können. Und solange wir uns der Veränderung nicht verweigern, wird das auch genau so sein!


Ich wünsche Ihnen einen schönen und besinnlichen Advent – was auch immer auf Sie zukommen mag!