Klarheit oder Verwirrung?

„Wer klar denkt,

kann sich auch klar ausdrücken“

 Albert G.Oehlmann

 

Wenn es um Veränderungen geht, wollen wir vor allem eines: Klarheit! „Was passiert hier? Wo stehe ich, wo geht es hin? Was bedeutet das für mich?“

Denn wo Klarheit herrscht, habe ich zumindest Orientierung. Stattdessen haben wir meist zu wenig oder widersprüchliche Informationen und das verunsichert.

 

Denn Unklarheit ist ein gefühlter Kontrollverlust. Wenn wir keine Orientierung haben, macht uns das Angst. Egal ob im beruflichen oder privaten Kontext. Wir wollen wissen, woran wir sind!

Bei Veränderungen in Unternehmen gibt es zwar im Voraus geplante Kommunikationen und Ansprachen der Geschäftsleitung. Diese bestehen aber häufig nur aus Worthülsen und Halbwahrheiten, wenn es um negative Themen geht. Weil man zu viel Transparenz scheut und die Unsicherheit bzw. das Nichtwissen des Managements überspielen will.

 

Und so fragen sich die Mitarbeiter: „Was steckt wirklich hinter dieser aufgeblähten Kommunikation? Was sind die wahren Ziele des Managements?“ Irgendwie passen Worte und Handlungen nicht ganz zusammen. Die Kommunikationsversuche haben nicht zur Klarheit beigetragen, und damit kein Gefühl der Sicherheit in diesen Zeiten der Veränderung vermittelt .Die Loyalität bröckelt, das Vertrauen wird nach und nach entzogen. Widerstand wird spürbar.

 

Denn das Dumme dabei ist, das wir instinktiv nach Klarheit suchen. Wir wollen eigentlich wissen, verstehen und spüren nur Ungereimtheiten. Dann machen wir uns bei Informationslücken und Halbwahrheiten eben selber einen Reim darauf. Fehlende Fakten werden dann mit Vermutungen und Unterstellungen ergänzt. Informationen mit Meinungen vermischt. Und schon brodelt die Gerüchteküche. Das lässt sich emotional nur schwer wieder in den Griff bekommen.

 

Eigentlich ganz ähnlich wie Nachrichten heutzutage gemacht sind: Wenig Fakten, viel Konjunktiv und eine Handvoll Meinungen dazu. Schon glaubt jeder mitreden zu können… 

 

Aber machen wir das im privaten Umgang denn anders? Wie klar sind Ihre eigenen Botschaften? Wie oft verstecken Sie sich hinter einem vermeintlich höflichen Konjunktiv und relativieren Ihre Aussagen?

 

Oder nutzen das unschöne Wörtchen „man“ – „man müßte…, man fühlt sich dann…, man weiß ja auch nicht…“ als ob wir uns nicht mehr trauen würden, von uns selbst zu sprechen und das klare Wort „ich“ zu gebrauchen. Nein, „man“ bleibt lieber anonym, dann kann man sich auch besser wieder rausreden…“konnte man ja nicht wissen!“ anstatt: „Das habe ich nicht gewusst.“ Wie wollen Sie sich mit so einer Sprache als Persönlichkeit zeigen?

 

„Wir reden keinen Klartext,

um anderen zu gefallen,

aber auch, um uns selbst zu schonen.“

 

Wir verschleiern und vernebeln unsere Botschaften im Alltag genauso wie „die da oben“. Unsere Sprache ist so unklar wie unsere Gedanken dazu. Aber „Herumeiern“ löst immer ungute Gefühle bei den anderen aus, da sie die Unklarheit spüren und sich manipuliert fühlen.

 

Klarheit ist aber immer einfach und eindeutig. Sie bringt Erkenntnisse auf den Punkt. Nennt Roß und Reiter, gibt Orientierung, ist manchmal schmerzhaft, weil direkt, aber befähigt andere auch, sich eine eigene Meinung zu bilden, da sie nicht manipulieren will, sondern bei den Fakten bleibt.

 

Fakt ist nämlich, dass wir gerne um den heißen Brei herum reden, weil wir uns keine Feinde machen wollen. Im Gegenteil, wir wollen den anderen ja gefallen. Also stellen wir uns und unsere Bedürfnisse hinten an, setzen anderen keine klaren Grenzen und heucheln Freundlichkeit wo ein klares „Nein“ angebracht wäre. Dabei riskieren wir Missverständnisse und Irritationen. Und wer im Umgang mit anderen ständig seine Bedürfnisse hintanstellt, steigert sogar die Wahrscheinlichkeit einer Konflikt-Eskalation

Denn wer es gewohnt ist, es anderen recht zu machen, riskiert es, aus den falschen Gründen gemocht zu werden: Weil man so „unkompliziert“ ist, und immer tut, was andere sich wünschen.

 

Wehe, wenn das dann mal nicht mehr der Fall ist. Dann ist die Ent-Täuschung der anderen groß und die früheren Bemühungen zählen nicht mehr, schließlich war das Wohlverhalten ja selbstverständlich!  Meistens werden die Gespräche dann destruktiv, weil sie sich nur noch um „Schuld“ drehen.

 

In diesem Fall empfehle ich Ihnen, nicht auf das Schuldspiel einzugehen. Rechtfertigen oder entschuldigen Sie sich nicht, wenn das nur wieder die Schuldfrage hochbringt. Sondern richten Sie den Blick in die Zukunft:

„Du meinst, du möchtest in Zukunft…? Dann werde ich beim nächsten Mal…“ Oder auch nicht! „Du meinst Du hast ein Recht auf…? Ich werde ab heute die Sache aber so angehen…!“

Richten Sie Ihre Argumente auf die Zukunft, das ist zweckdienlicher als über Schuld zu diskutieren.

 

Es gehört zu einer reifen Persönlichkeit zu lernen, für sich einzustehen und seine eigenen Bedürfnisse (trotz Angst) klar und deutlich zu erkennen, sich um sich selbst zu kümmern und gegebenenfalls seine Bedürfnisse auch zu äußern.

 

Klarheit bedeutet, ehrlich zu sich selbst zu sein, keine Schuld bei anderen zu suchen und sich selbst zu respektieren. Sich so sehr zu respektieren, dass man auch eine Bitte abschlägt, wenn es sich nicht richtig anfühlt.

Der Mut zur Klarheit führt uns aus dem Opferverhalten raus.

Wenn wir klar sind, dann erkennen wir an, was ist (hören auf unser Herz) und schließen daraus, was nun zu tun ist.

 

In meinen Coachings erleben es meine Klienten auch immer wieder, dass im Dialog Klarheit zu finden ist. Und wenn Sie klarer werden, dann werden Sie auch erfolgreicher, weil Sie Ihre inneren Bremsen lösen.

 

Buchtipp: „Klarheit“ von Rene Borbonus, Econ 2015