Konflikte im Drama-Dreieck

Geraten Sie auch hin und wieder in unangenehme Konfliktsituationen, in denen Sie nicht so recht verstehen, was da  eigentlich gerade passiert?

 

Wenn Ihr Chef Sie z.B. aus nichtigem Anlass vor versammelter Mannschaft kritisiert? Oder Ihr ach so überlasteter Kollege Sie ständig um Hilfe bittet...? Oder die Kollegin sich immer einmischt und Ihnen gönnerhaft erklärt, wie es "richtig" geht?

 

Fühlen Sie sich dann vielleicht manipuliert? Steigen in Ihnen Gefühle wie Hilflosigkeit, Enttäuschung, Wut, Scham oder Ärger hoch?

 

Typischerweise befinden Sie sich in einem solchen Fall dann unbewusst in einem Spiel, das sich „Dramadreieck“ nennt. In diesem Spiel gibt es drei Rollen, in die die Beteiligten schlüpfen können:

 

1. Der Täter oder Verfolger - ihn erkennt man an seinem negativen Verhalten. Er weist zurecht, kritisiert, setzt andere herab, macht Vorwürfe, klagt an und weiß es einfach besser.

 

2. Das Opfer - macht sich klein, rechtfertigt sich, ist unterwürfig, jammert, wirkt hilflos, unsicher, unwissend und wertet sich dadurch selbst ab.

 

3. Der Retter -fühlt sich animiert, dem Opfer zu helfen, meist ohne darum gebeten worden zu sein, gibt Ratschläge, tröstet, weiß es besser und unterstützt, weil er sein Gegenüber eigentlich nicht für fähig hält, das Problem alleine zu lösen.

 

Interessanterweise können die Rollen innerhalb eines Gesprächs schnell gewechselt werden:

 

Max (‘Opfer’) rechtfertigt sich vor seiner Kollegin (‘Verfolgerin’), die ihm Unzuverlässigkeit vorgeworfen hat. Diese verdreht nun die Augen und legt noch einen nach. Der Kollege aus dem Nachbarzimmer mischt sich ein (‘Retter’): “Was der Max sagen will, ist dass er …” Daraufhin greift Max den Kollegen an (wechselt in die Verfolger-Rolle): “Halt dich da bitte raus!” Worauf dieser schmollend in die Opfer-Rolle rutscht “Da will man mal helfen und das ist der Dank.” Daraufhin versucht sich die Kollegin gönnerhaft als Retterin: “Der Max meint es nicht so, in letzter Zeit ist er oft gestresst, ich spüre es ja auch schon.“ Das wiederum bringt Max zum Explodieren, weil er sich dadurch in ein schlechtes Licht gerückt fühlt … und schon ist der eigentliche Anlass der Kritik aus dem Fokus geraten.

 

Und so könnte das Spiel noch eine Weile weitergehen. Aber am Ende eines Drama-Dreieck-Spiels fühlen sich dann alle Beteiligten irgendwie schlecht, und auch der aktuelle Konflikt ist nicht konstruktiv bearbeitet worden.

 

Denn viele Probleme werden konstruiert, um im Streit unbewusst emotionale Bedürfnisse (z.B. nach Aufmerksamkeit, Dampf ablassen können, etc.) zu befriedigen. Das erklärt warum so manche negativen Situationen in Ehen oder im Büro jahrelang aufrechterhalten werden, ohne dass die Beteiligten aus dem Spiel aussteigen (wollen).

 

Wenn Sie Konflikte vermeiden wollen, dann vermeiden Sie am besten Psycho—Spiele wie das Dramadreieck.

 

Um aus einem Dramadreieck auszusteigen, gehen Sie am besten wie folgt vor: 

  1. Selbstbeobachtung: Was fühlen Sie gerade? Steigt Ärger, Anspannung oder ähnliches in Ihnen auf?
  2. Dann beobachten Sie die Szene von außen: Schwingen in der Emotionalität typische Verfolger-, Retter- oder Opferhaltungen mit? Welche Rolle spielen Sie selber (gibt es eine Lieblingsrolle?)?
  3. Jetzt können Sie den Spielausstieg vorbereiten, in dem Sie die WWW-Formel (= Wahrnehmung, Wirkung, Wunsch) anwenden:
  • Beschreiben Sie die Sachlage (Wahrnehmung):
    "Sie kritisieren mich ständig und stellen meine Kompetenz in Frage."
  • Beschreiben Sie Ihre Gefühle (Wirkung):
    "Das verärgert mich sehr. Ihre Bemerkung: „ Sie sind ein Schlamper und auch noch langsam dazu“ verletzt mich und gibt mir das Gefühl, unfähig zu sein."
  •  Beschreiben Sie Ihre Zielvorstellung (Wunsch):
    "Ich möchte, dass Sie mich mit Respekt behandeln, Wenn Ihnen etwas nicht passt, dann sagen Sie es bitte auf eine höfliche und konstruktive Weise, was Sie von mir erwarten."

Indem Sie klar kommunizieren lösen Sie die manipulativen Botschaften und emotionalen Verstrickungen auf, bleiben in einem „erwachsenen“ Modus und haben gute Chancen, die Beziehung zu Ihrem Arbeitskollegen (oder Partner, oder Schwiegermutter, oder...) wieder auf ein sachliches Niveau zu heben. Probieren Sie es mal aus!

 

Buchempfehlung: "Schluss mit Psychospielchen", Cornelia und Stephan Schwarz, dtv