Sieben Schritte, die in der Krise helfen

"Krise ist ein produktiver Zustand.

Man muss ihr nur den Beigeschmack

der Katastrophe nehmen!" 

Max Frisch

 

 

„Krisen kommen immer dann, wenn man sie nicht gebrauchen kann“, sagte neulich ein Bekannter zu mir.


Stimmt! Wann kann man es schon gebrauchen, aus seiner Komfortzone geworfen zu werden, seine Bequemlichkeiten aufzugeben oder seine Gewohnheiten ändern zu müssen?

Allerdings ändert die aktuelle Corona-Krise nicht nur ein paar liebgewonnene Gewohnheiten. Sie stellt unsere Werte und Prioritäten auf den Prüfstand. Wenn man den Politikern zuhört, klingt es, als ob man im Moment abwägen müsste: Geld oder Leben? Was ist uns wichtiger?
Solange man selber nicht krank ist, kann einem das Geld schon mal  wichtiger erscheinen...

 

Das ändert sich erst, wenn man auf die medizinische Hilfe anderer zum Überleben angewiesen ist. Deshalb ist diese Zeit jetzt eine Zeit, in der es um unsere gemeinsamen Werte als Gesellschaft, vielleicht sogar als Menschheit geht.

 

Denn im Krieg gegen den gemeinsamen Feind „Virus“ erfährt unser Wertesystem in ungeahnter Geschwindigkeit einen Wandel vom Ich zum Wir.

 

Wie bei jeder Krise lässt sich auch die aktuelle nicht mehr mit unserem Alltagsrepertoire von Lösungsansätzen bewältigen. Wie ich in meinem Beitrag in dem Buch „Krisencoaching“ schon geschrieben habe, ist nicht die Krise das eigentliche Problem, sondern unsere zunächst nicht vorhandene Kompetenz, mit ihr umzugehen.

 

Es fühlt sich schon seltsam an, in Friedenszeiten kriegsähnliche Zustände zu erleben: Hamsterkäufe, Schulausfall, kein öffentliches Leben mehr, Jobverluste, Familien auf engstem Raum, Kontaktverbote, Zukunftsängste – all das beeinträchtigt auch unser psychisches Gleichgewicht.

 

Was also können wir als Einzelne im Moment tun?

 

Zusätzlich zu den persönlichen Hygiene- und Schutzmaßnahmen gibt es grundsätzlich hilfreiche Haltungen und Gewohnheiten, um mit dieser schwierigen Situation umzugehen:

 

1. Sicherheit: Anerkennen was ist und nichts auf die leichte Schulter nehmen, auch wenn das unbequem erscheint. Wie die Engländer sagen: „Better safe than sorry!“

 

2. Solidarität: In Zeiten sozialer Distanz ist es umso hilfreicher, über Social Media in Kontakt zu bleiben und sich gegenseitig aufzumuntern. Die Unterbrechung des normalen Zusammenkommens führt damit zu einer neuen Organisation der Verbindungen: Es wird auf Balkonen musiziert, online diskutiert und die Großeltern lernen noch was WhatsApp ist. Es ist einfach schön festzustellen: „Wir sind trotzdem nicht allein!“

 

3. Hilfe: Es ist auch wichtig, sich rein praktische Unterstützung zu suchen, wie z.B. Einkaufshilfen, finanzielle Hilfen des Staates beantragen, sich gegenseitig mit (Online) Käufen und Bestellungen zu unterstützen, etc.

 

4. Wissen: Sich Unterstützung durch Informationen zu holen. Zum Glück ist unsere Regierung da sehr rege und auch die Informationen der Gesundheits-Institute wie z.B. des Robert-Koch-Instituts helfen, den Überblick zu behalten und die richtigen Schutzmaßnahmen zu befolgen.

 

5. Struktur/Aufräumen: Bringen Sie Ordnung in Ihr Leben. Setzen Sie Ihren Fokus auf Aufgaben, die Sie jetzt angehen können und schon lange aufgeschoben haben – das bringt Ablenkung aber auch Erfolgserlebnisse in Zeiten, in denen sonst alles schwieriger geworden ist.

 

6. Geduld/Gelassenheit: Lernen Sie, mehr im Hier und Jetzt zu bleiben. Denn wer nur an die Vergangenheit denkt, wird melancholisch und wer nur an die Zukunft denkt, hat Angst. Aber wer den Fokus auf die Gegenwart lenkt, bleibt eher gelassen und findet Lösungen.

 

7. Chancen: Bei jeder Krise stellt sich auch die Frage: „Wer weiß, wozu es gut ist?“ Krisen leiten immer einen Wandel ein und diese Übergänge heißt es auszuhalten. Diese Erfahrung kann einen stärken oder schwächen. Das hat jeder für sich in der Hand. Sonst wäre es keine Krise. Jetzt sind Umsicht, Geduld und Mitgefühl gefragt. Und am Ende die Erkenntnis: „Wenn wir das geschafft haben, werden wir auch alles andere schaffen!“

 

Krisen reißen uns aus unserem Alltagstrott, wecken Kräfte und stärken Werte wie Loyalität und Hilfsbereitschaft.

Krisen verändern unsere Erwartungsmuster und geben Denkanstöße für Verbesserungen und Neuentwicklungen, denn „Not macht erfinderisch!“

 

Und wenn wir uns aus der Angststarre lösen, dann kommt auch langsam das Gefühl zurück, mit der Situation fertig zu werden. Unser Leben wird sich verändern – zumindest innerlich, denn jede Angstüberwindung signalisiert unserer Psyche Stärke. 

 

Natürlich besteht immer die Versuchung, "den Abgrund in einem tranceähnlichen Zustand zu überwinden" (Marion Woodman), anstatt in einem Zustand gesteigerten Bewusstseins.

 

Deshalb ist es ein guter Zeitpunkt, sich zu fragen:  „Was ist mir wirklich wichtig im Leben?“
Viele haben sich diese Frage noch nie beantwortet!

 

Überdenken Sie Ihre Reaktionen auf die Veränderungen in den letzten Wochen. Es ist sehr schwer,
Vertrauen in das Leben zu haben, wenn man kein Vertrauen in sich selbst hat.

  1. Wie aufgeschlossen sind Sie gegenüber neuen Ideen?
  2.  Wie viel Freude können Sie ohne Missbehagen ertragen?
  3.  Wie begeistert sind Sie von Ihrem Job? Können Sie fünf Alternativen aufzählen, um
    Ihren Lebensunterhalt zu verdienen?
  4.  Wie schnell erholen Sie sich von Enttäuschungen, unerwarteten Ereignissen oder Ungerechtigkeiten?
  5. Was haben Sie in ihrem Leben ohne die Hilfe anderer geschafft?
  6.  Was würden Sie ändern, wenn Sie nur noch ein Jahr zu leben hätten?
  7.  Wissen Sie, was Sie wirklich wollen?

 Wie lauten Ihre Antworten?

 

Die Herausforderung der Gegenwart wird Sie - uns alle – in eine Zukunft führen, die wir selbst gestalten können.
Es lohnt sich also, nochmal darüber nachzudenken, wo wir eigentlich hin wollen.